+49 (0) 5933 1334 Heimatverein Aschendorf-Hümmling e.V.
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Hüvener Wind-
und Wassermühle

Ein kulturhistorisches Juwel auf dem Hümmling
von Hans Albers

Das in Hüven als kombinierte Wind- und Wassermühle voll funktionsfähige kulturhistorisch technische Baudenkmal gilt mit ihren kombiniertem Wind- und Wasserantrieb als einmalig in Europa und als kulturhistorisch herausragendes technisches Baudenkmal unserer Region. Dies gilt in besonderer Weise nach den umfangreichen Instandsetzungs- und Sanierungsarbeiten, die unser Verein im Juni 2006 mit einem Kosteneinsatz von 1,05 Mill. Euro abschließen konnte und die Mühle wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte.

Erhebliche Schäden an der Mühle, die insbesondere die Konstruktion betrafen, führten im Jahre 2002 zu einer Stilllegung. Unter Regie des Heimatvereins Aschendorf-Hümmling e.V. begannen im Anschluss daran die umfangreichen Untersuchungen, Planungen und die Instandsetzungsmaßnahme selbst. Aufgrund der Besonderheit der Mühle als eine der wenigen erhaltenen kombinierten Wind- und Wassermühlen im europäischen Raum war eine Instandsetzung dieses technischen Baudenkmals für die Region von elementarer Bedeutung.

Wie Dipl.-Ing. Wolfgang Neß, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, in „Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen“ ausführt, wurden erstmals in der Geschichte bereits im Jahre 946 Mühlen an der Radde, einem kleinen Flüsschen im Emsland, benannt. Die erste Erwähnung einer Wassermühle in Hüven geht auf das Jahr 1534 zurück. Die in Hüven bereits an gleicher Stelle bestehende Wassermühle wurde 1851 durch ein Feuer zerstört und dann sofort an gleicher Stelle wieder aufgebaut. Eine Inschrift im Nordgiebel nennt als Baudatum den 21. Juni 1802 und als Erbauer die Eheleute Johann Gert Müller und Anna Burken sowie den Mühlenbaumeister Steffen Dierkes. Im Zuge der Neuerrichtung nach dem Brand wurde die bis dahin wohl nur mit einem Mahlgang betriebene Mühle durch einen weiteren Graupengang ergänzt.

Aufgrund von Wasserproblemen in regenarmen Zeiten hatten bereits benachbarte zur Hüvener Mühle gelegene Wassermüller in Börger und Bruneforth zusätzliche Windmühlen errichtet, um ständig arbeitsfähig zu sein. Der Hüvener Müller wollte jedoch seine Wassermühle in der bestehenden Form weiter betreiben und ließ sich vom Sohn des damaligen Mühlenbauers Dierkes eine ungewöhnliche und neuartige Lösung entwickeln: Durch eine Aufstockung der bestehenden Wassermühle mit einer Windmühlenkonstruktion konnte mittels einer Kupplung bei Bedarf von Wasser- auf Windkraft umgeschaltet werden. Der Vorteil bestand naturgemäß darin, dass im gleichen Mühlengebäude schnell zwischen beiden Naturkräften gewechselt werden konnte. Seit Oktober 1851 war auch die Windmühle in Hüven in Betrieb. Dieser Windmühlenaufbau ist in dieser Form als absolut einmalig zu bezeichnen, da er entgegen jeglichen Mühlenkonstruktionen eine äußerst ungewöhnliche Grundkonstruktion enthielt.

Die heute sanierte Wind- und Wassermühle geht auf diese Zeit zurück und bildet den Höhepunkt emsländischer Mühlenbaukunst. Bis zum sogenannten Mühlenstau um 1950 war die Mühle in Hüven in Betrieb. Seit 1890 wurde sie von der Müllerfamilie Riedemann betrieben.

Der Heimatverein Aschendorf-Hümmling e.V. hatte sich bereits in den Gründungsjahren auf seine Fahnen geschrieben, dieses einzigartige Kulturdenkmal der Region zu erhalten. Vor diesem Hintergrund erwarb der gerade neu gegründete Verein im Jahr 1955 das Bauwerk von der Familie Peiffer, Hüven. Da zunächst Landesmittel ausblieben, rief der Verein eine beispielhafte Spendenaktion ins Leben, um dieses Kleinod auf dem Hümmling zu erhalten. In erster Linie war es dem persönlichen Einsatz des damaligen 1. Vorsitzenden August Löning, Lathen, und der beispielhaften Unterstützung der Firma Bunte, Papenburg, zu verdanken, dass bereits im Mai 1956 mit der Restaurierung begonnen werden konnte. Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau beliefen sich damals auf 71.565,95 DM. Damit war ein erster Schritt getan, um dieses bedeutende technische Baudenkmal für die Nachwelt zu erhalten.

Die Sanierungsarbeiten in den Jahren 2005 / 2006

Mit Engagement und der notwendigen Erfahrung ist es dem Vorstand des Heimatvereins Aschendorf-Hümmling e.V. unter Federführung des damaligen 1. Vorsitzenden Karl-Heinz Weber gelungen, für die notwendige Grundsanierung die finanziellen Mittel einzuwerben. Ein großer Teil dieser Finanzierung konnte mit der Unterstützung unseres ehemaligen Landrates Hermann Bröring und des Geschäftsführers der Ems-Dollart-Region Hermann Wessels aus dem Interreg III-A Projekt „Bauern und Müller“ der Ems-Dollart-Region bereitgestellt werden. Ebenso setzte sich der damalige Samtgemeindebürgermeister Günter Wigbers, Sögel, mit großem Engagement für den Erhalt des Bauwerks auf dem Hümmling ein und sorgte mit dafür, dass auch die Region sich an diesem finanziellen Kraftakt beteiligte. Nicht zuletzt möchte ich an dieser Stelle der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie dem Landkreis Emsland und dem Heimatverein selbst dafür danken, dass die Baukosten in Höhe von über 1 Mio. € letztlich aufgebracht werden konnten.

Nachdem die Finanzierung sichergestellt war, konnten die Bauarbeiten nach Anhörung des Sachverständigen, der Denkmalschutzbehörde und einer grundlegenden Planung im Jahre 2004 beginnen.

Vor Beginn der konstruktiven Baumaßnahme wurde zunächst der Schädlingsbefall durch eine Wärmebehandlung bekämpft (= Einhausung der Mühle und Aufheizung bis zur erforderlichen Temperatur für die Schädlingsbekämpfung).

Danach wurden die umfangreich notwendig gewordenen Gründungsarbeiten durchgeführt. Um das Problem der Wanderung der Mühle zu lösen, wurde vom beteiligten Statiker eine Neufundamentierung mit Bohrpfählen vorgeschlagen, die speziell im Bereich der Hauptstützen der Mühle niedergebracht wurden. Dabei wurde eine Pfahlgründung vorgenommen, die neben den Stützfundamenten bis zum tragfähigen Grund (zum Teil bis zu 15 m Tiefe) gesetzt wurden. Zudem wurde im Mühlengraben eine U-förmige Betonwanne vorgesehen, die eine Verschiebung der Wassermühle in Richtung Bach verhindern soll. Dann gingen die Zimmerer, Dachdecker und Lehmbauer ans Werk und konnten am 16. Juni 2006 der heimischen Region eine vollfunktionsfähige Wind- und Wassermühle präsentieren.

Bereits vor Aufnahme der Arbeiten hatte sich der Heimatverein Aschendorf-Hümmling e.V. vorgenommen, die Wind- und Wassermühle nach der Sanierung auch touristisch zu vermarkten. Um die Besucher möglichst umfassend informieren zu können, wurde im Zuge dieser Sanierungsarbeiten im Umfeld der Hüvener Mühle ein Besucherpavillon eingeplant und errichtet. Der Standort hierfür wurde so gewählt, dass der freie Blick auf das „Postkartenmotiv“ des Hümmlings nach wie vor erhalten bleibt. Dieser sogenannte Besucherpavillon verfügt über einen Multifunktionsraum von ca. 70 qm, ein Foyer, ein Büro und sanitäre Anlagen. Im Besucherpavillon wird heute anschaulich und mit modernsten Kommunikationsmitteln die Geschichte und Funktionsweise der Mühle präsentiert.

Diese immensen finanziellen Aufwendungen für die Sanierung der Wind- und Wassermühle in Hüven waren jedoch nur zu rechtfertigen, wenn alle Verantwortlichen bereit waren, mit dafür zu sorgen, dass dieses Bauwerk mit Leben erfüllt wird. Damit verbunden ist ein ansprechendes gastronomisches Angebot in unmittelbarer Nähe der Mühle, so dass Touristen und Schulklassen neben fachkundiger Führung durch ein vollfunktionsfähiges kulturhistorisches Denkmal auch die Hümmlinger Gastfreundschaft erleben können. Um diese Ziele zu erreichen, hat sich in Hüven ein Förderverein gegründet. 8 Hobbymüller ließen sich bisher in ihrer Freizeit in diesem alten Handwerk ausbilden, um nach Abschluss der Ausbildung in der Mühle wieder, wie in vergangenen Jahrhunderten, Korn zu mahlen. Der überaus aktive Förderverein Hüven ist weiterhin in der touristischen Vermarktung mit ehrenamtlichen Gästeführern aktiv.